DIE BÜCHERJÄGERIN – Elisabeth Beer

Werbung, ich bedanke mich beim Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar.

Vielleicht vorweg, wie erwartet, handelt es sich hier um eine äußerst leichte Lektüre, weshalb ich meine Ansprüche runtergeschraubt habe. Trotzdem konnte mich die »nette« Geschichte nicht erreichen, ebenso wenig wie die Protagonisten. Nun denn, schauen wir mal, woran das liegt.

Zum Inhalt sag ich nichts, der ist überall nachzulesen. Die Autorin hat sich echt bemüht, das ist in jeder Szene spürbar gewesen, denn alles funktionierte nach altbewährten Schreibratgebern. Will sagen, ich spüre zwar, dass sie hier ihr ganzes Herzblut reingesteckt hat, uns aber letztlich zu bemüht, zu verhalten und zu konstruiert eine Geschichte präsentiert, die nichts Neues erzählt. Ich denke, ihr fehlt die Erfahrung und sie sollte sich etwas mehr trauen, denn Talent hat sie.
Was uns hier als Roadtrip angepriesen wird, ist wohl eher eine Kaffeefahrt bei Sonnenschein und freier Autobahn. Allgemein wird etwas zu dick aufgetragen, denn unter einer »Odyssee« (dieses Wort benutzt die Autorin wiederholt) verstehe ich tatsächlich was anderes. Nun gut, dass Benjamin sich in seinem Heimatort London auf dem Weg zu seinen Eltern MIT Navi verfährt, ist schon echt abenteuerlich.
Also, man nehme zwei verpeilte Charaktere, Sara und Ben, und schicke sie nach einiger Diskussion auf eine Reise nach Frankreich. Gut denke ich, jetzt gehts los. Nein, erst mal gehts wieder in die Vergangenheit von Sara. Und das ständig. Irgendwie kam die Geschichte einfach nicht in die Gänge, maximal in den 2. mit angezogener Handbremse. Okay, irgendwann sind sie dort, passiert aber auch nicht wirklich was. Außer dass sie Bonnie und Clyde dort lassen. Ach ja, diese Schildkröten! Stand bestimmt auch im Schreibratgeber, dass sowas immer tierisch gut ankommt bei den Lesern. Ach komm, hauen wir gleich noch nen Uhu in die Story. Hey, was hatten die denn für eine Funktion?
Ihr merkt schon, hier baut sich latenter Frust in mir auf, sorry.

Mit den Figürchen hatte ich auch so meine Problemchen. Sara hat zwar ein Händchen für Bücher aber nicht für Menschen, hatten wir jetzt auch schon reichlich. Da tauchen während der Geschichte einige Ungereimtheiten auf. Und echt jetzt, sie glaubt, dass man mit einem Rechtslenker nicht durch Europa fahren darf? Oh man! Wenn hier ein Witz geplant war, dann hat sie ihn vor die Wand gefahren.
Überhaupt wirken alle Figuren wie auf dem Reißbrett gezeichnet, um in den Plot zu passen. Sara hätte auch jeden x-beliebigen Beruf haben können, denn es geht viel mehr darum, wie sie tickt und von Amalia erzogen wurde. Schade.
Mir ist auch die Zielgruppe noch nicht ganz klar. Teilweise kam es mir vor wie ein Aufklärungsbuch, mit Rätseln für Grundschüler. Dann spickt sie ihren Text wieder mit seltenen Fremdwörtern, aus denen sich nicht mal ein Sinn beim Lesen ergibt. Macht man nicht. (Inkommensurabel – ach ja, wer benutzt das Wort nicht täglich!)
Der Schreibstil ist sonst genregerecht leicht lesbar, bis auf die etwas seltsam anmutenden Genderexperminte, für die sie sich im Nachwort rechtfertigt. Ja, hier wollte die Autorin es wieder allen recht machen. Apropos recht machen: Die Autorin, so kommt es mir vor, will sich hier politisch korrekt am Zeitgeist entlang hangeln. Gefühlt befinden wir uns mehr in der Kindheit der Protagonistin, die von Amalie sowas von überkorrekt erzogen wurde, dass es mir schon unglaubwürdig vorkam. Sie hat wirklich nie, nie einen Fehler gemacht. Und wirklich kein Thema ausgelassen.

Und was ist denn nun mit der Jagd nach dieser Karte? Hab ich mich auch ab und zu gefragt. Das läuft so nebenbei mit. Auch hier ist manches an den Haaren herbeigezogen, wenig abenteuerlich aber mit peinlichen Äußerungen gegenüber den Briten bestückt. Wo die Autorin doch so drauf bedacht ist, keinen zu diskriminieren.

Bestimmt wird das Buch vielen gefallen. Für mich war es ein kurzer Ausflug ins völlig falsche Genre, das mich eher Augenrollend zurückgelassen hat.
Hätte ich das Buch nicht im Buddyread gelesen, hätte ich abgebrochen. Danke liebe Vera, dass du das mit mir durchgestanden hast.

Klappentext

Eine verwunschene Villa, eine verschollene Landkarte und ein Sommer, der alles verändert

Sarah ist Bücherjägerin, Kartensammlerin und Restauratorin, sie liebt Manuskripte und alte Landkarten und kann generell besser mit Büchern als mit Menschen umgehen. Seit dem Tod ihrer Tante Amalia, die sie und ihre Schwester aufgezogen hat, lebt Sarah zurückgezogen in deren Kölner Villa mit dem wild sprießenden Garten. Ihre einzige Gesellschaft: die Schildkröten Bonnie und Clyde. Das ändert sich, als Benjamin, ein junger Bibliothekar aus London, vor der Tür steht. Er bittet Sarah, ihm beim Finden einer alten römischen Straßenkarte zu helfen, ein Auftrag, den Amalia kurz vor ihrem Tod angenommen hatte. Sarah zögert, und dann tut sie es doch, fährt mit Ben in seinem alten Auto einfach los, im Gepäck zwei Schildkröten, einige Atlanten und viele Fragen. So machen sie sich auf eine Reise, die sie nach Frankreich und England führt, in die Welt der Bücher und Karten, in Amalias Vergangenheit – eine Reise, die ihr Leben verändern wird.
Ein warmherziger, feinhumoriger Roman über Familie und das Abschiednehmen, die Magie der Bücher – und die Liebe.

Bibliografische Angaben

ISBN: 978-3-8321-6638-0
Verlag: Dumont Verlag
Erscheinungsjahr: 15. August 2023
Seiten: 432, Hardcover

Über die Autorin

Elisabeth Beer, geboren 1989 in Westfalen, wuchs auf dem Land in der Nähe von Köln auf. Sie studierte Komparatistik in Berlin, wo sie inzwischen lebt und arbeitet. Wenn sie nicht in der einen oder anderen Form mit Büchern beschäftigt ist, befindet sie sich am liebsten auf Reisen. ›Die Bücherjägerin‹ ist ihr erster Roman, der beide Leidenschaften verbindet.

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Über ein.lesewesen 314 Artikel
Es kommt darauf an, einem Buch im richtigen Augenblick zu begegnen. Hans Derendinger

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