FEDERGRAB Samuel Bjørk Der 2. Fall für Holger Munch und Mia Krüger

Nachdem ich im Oktober von Band 1 »Engelskalt« so begeistert war, wurde es Zeit, die Reihe nun endlich fortzusetzen. Gut gemacht vom Autor, dass er die wichtigesten Ereignisse um das Ermittlerduo nochmals wiederholt, sodass man Federgrab auch ohne Vorkenntnisse lesen kann.
Nachdem Munchs Familie in seinen letzten Fall direkt involviert war, hat er sich nun vorgenommen, mehr für seine Tochter und seine Enkelin da zu sein. Doch der Vorsatz hält nicht lange, denn in einem Wald wird die Leiche eines jungen Mädchens gefunden, drapiert auf einem Grab aus Federn, umrahmt von Lichtern, die zu einem Pentagramm angeordnet sind. Munch und sein Team tappen ziemlich im Dunkeln, bis sie von einem Hacker ein Video bekommen, in dem die letzten Stunden des Mädchens zu sehen sind. Und am Rand taucht der Mörder auf – verkleidet als Eule.

Alles fängt richtig gut an, richtiges Tempo, richtiges Spannungslevel, die Figuren sofort wieder vertraut, weil sie im 1. Teil gut ausgearbeitet waren. Mia hat logischerweise immer noch mit ihrem Trauma um die tote Schwester zu kämpfen, verweigert sich einer Therapie und will sich am liebsten aus dem Leben davonstehlen. Doch Munch holt sie wieder zurück ins Team. Aber sie ist alles andere als auf der Höhe. Wenn sie nicht säuft, schluckt sich ziemlich heftige Tabletten, die aus ihr einen Zombie machen. Sie kann sich auf nichts konzentrieren und das bleibt dem Team nicht verborgen. Leider müssen wir uns dann lange Strecken von Selbstvorwürfen und Lebensmüdigkeit wühlen, die ich einfach irgendwann überblättert habe. Auch Munch ist nicht fit, statt die Ermittlungen zu leiten, ist er permanent müde und überfordert. Doch das reichte Bjørk nicht. Curry ist inzwischen zum spielsüchtigen Trinker geworden, dessen Privatleben den Bach runtergeht.

Mir war streckenweise nicht klar, wie so ein dermaßen angeschlagenes Team einen Mörder fassen will. Die eigentliche Arbeit bleibt also an den anderen hängen. Aber gut, die Geschichte um das tote Mädchen und alle Hintergründe zu dem Heim, in dem sie lebte, war gut. Ebenso die realitätsnahe Ermittlungsarbeit, der gesamte Fortgang der Geschichte. Auch wenn ich hier einige Parallelen zum 1. Buch sehe – Schwamm drüber. Aber dann. Sagte ich bereits, dass Munchs Familie vom Verbrechen in seinem letzten Fall betroffen war? Wie groß ist Oslo? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass das nochmals passiert? Tja, Bjørk wagt es wieder. Musste das sein?
Noch etwas hat mich diesmal gestört. Um am Ende ordentlich Tempo zu schaffen, setzt er seitenweise auf stakkatoartige Sätze. Das war sehr ungeschickt, weil es einfach to much war und den Lesefluss gestört hat. Auch die Dialoge waren zum Teil grenzwertig alltagstrivial, so als müsse der Autor selbst überlegen, wie er ihn fortführen will.
Es gäbe noch zwei, drei Schwächen, die aufgefallen sind, doch ich möchte nicht spoilern und behalte sie daher für mich.

In der Summe sehe ich also keine Entwicklung bei den Figuren, an denen ich nach und nach das Interesse verloren habe. Im Gegensatz zum 1. Teil konnte er mir mehr Wiederholungen als Neues bieten. Übrig bleibt ein solider Durchschnittsthriller, der vielleicht bei vielen gut ankommt, aber mit den Vorgänger nicht mithalten kann und mich für die Fortsetzungen verloren hat.

Klappentext

Aus einem Jugendheim bei Oslo verschwindet ein siebzehnjähriges Mädchen. Einige Zeit später wird sie tot im Wald gefunden – gebettet auf Federn, umkränzt von einem Pentagramm aus Lichtern und mit einer weißen Blume zwischen den Lippen. Die Ermittlungen des Teams um Kommissar Holger Munch und seine Kollegin Mia Krüger drehen sich im Kreis, bis sie von einem mysteriösen Hacker kontaktiert werden. Er zeigt ihnen ein verstörendes Video, das neue Details über das Schicksal des Mädchens enthüllt. Und am Rande der Aufnahmen ist der Mörder zu sehen, verkleidet als Eule – der Vogel des Todes …

Bibliografische Angaben

ISBN: 978-3-442-20525-7
Verlag: Goldmann Verlag
Erscheinungsjahr: Oktober 2016
Übersetzung: Gabriele Haefs
Seiten: 478, Paperback

Über den Autor

Hinter dem Pseudonym Samuel Bjørk steht der norwegische Autor, Dramatiker und Singer-Songwriter Frode Sander Øien. Er wurde 1969 geboren, schrieb im Alter von 21 Jahren sein erstes Bühnenstück und veröffentlichte seitdem zwei hochgelobte Romane sowie sechs Musikalben. Seine Thriller um den Kommissar Holger Munch und seine Kollegin Mia Krüger sind Bestseller. Derzeit lebt und arbeitet er im norwegischen Trondheim.

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Es kommt darauf an, einem Buch im richtigen Augenblick zu begegnen. Hans Derendinger

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