Uferlos – Konstantin Wecker

Uferlos – Konstantin Wecker (1992 KiWi Verlag )

Der Ich-Erzähler, hungrig auf das Leben und sich selbst erkundend, ist von seiner ersten Begegnung mit der Droge Kokain im wahrsten Sinne des Wortes berauscht. »Kokain! Endlich lag es vor mir, kristallin und geheimnisvoll. Plötzlich stank es nicht mehr nach Pisse, plötzlich roch es nach Südamerika, nach Anden und Abenteuer. Die heißersehnten Zwanziger lagen vor mir, rauschende Feste in edlen Bordells.« Was für eine Wortgewaltigkeit!
Aus der Faszination wird schnell Abhängigkeit und sein ganzes Leben dreht sich um die Beschaffung und den Konsum der Droge, die längst psychisch und physisch von ihm Besitz ergriffen hat. Doch es dauert lange, bis er sich die Sucht eingesteht. Und es ist nicht wirklich gespoilert, wenn ich verrate, dass das Buch schließlich mit der (unglaubwürdigen) Lossagung von der Droge endet.
So viel zum Inhalt. Wirklich beeindruckend ist Weckers Erzählstil. Der ist es, der einen durch das Buch gleiten lässt. Gerne hätte ich den ersten Satz des Buchs hier zitiert, damit ihr das nachvollziehen könnt, doch dann hätte ich nichts anderes zu dem Buch mehr schreiben können, die Posts sind ja auf 2200 Zeichen begrenzt.
Von Schachtelsätzen darf man sich nicht abschrecken lassen, bei Beschreibungen um Stimmungen zu erzeugen, verwendet Wecker sie gerne. Doch er hat es exzellent umgesetzt. Ich fand einen Leserhythmus, in dem mich die Worte hinein in die Szenerie trieben. Wecker am Klavier, halb singend, halb erzählend (so wie in seinem Lied »Willy«) ließen mich in das Buch versinken.
Mit den für ihn bekannten klaren Worten lässt er uns an seinen Rauschzuständen teilhaben – im Positiven und im Negativen. Mal abgesehen vom unglaubwürdigen Ende (als könnte man sich so einfach vom Kokain lossagen), hat uns Wecker hier ein Werk poetischer, wehmütiger Literatur geschenkt, dass das Thema Drogenabhängigkeit ehrlich, gefühlvoll und glaubwürdig beschreibt. Kein Wunder, der Mann weiß, wovon er schreibt, es ist wohl allseits bekannt, dass er drei Jahre nach Veröffentlichung des Romans wegen Kokainbesitz verhaftet wurde.

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"Es gibt nur einen Weg, um Kritik zu vermeiden: Nichts tun, nichts sagen, nichts sein" Aristoteles

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