Trainingslager von Dominik Bardow

Werbung. Herzlichen Dank an den Carpathia-Verlagfür das Rezensionsexemplar.

Fußball? Hätte ich dieses Buch unter normalen Umständen angerührt? Wohl kaum. Doch kaum hatte ich die erste Seite von »Trainingslager« aufgeschlagen, zog mich der sarkastische Erzählstil sofort in seinen Bann. Und bevor ich es wusste, war ich mittendrin in einer Geschichte, die weit mehr als nur Fußball bietet – zum Glück! Dominik Bardow schafft es, aus einem vermeintlich langweiligen Thema eine bitterböse Satire zu zaubern, die mit bissigem Humor und skurrilen Szenen nur so um sich wirft.

Die Story? Holger »Holle« Schneise, ein Reporter mit mehr Hang zur Flasche als zur Arbeit, soll ausgerechnet in den österreichischen Alpen über den Hauptstadt-Klub Bertha HSC berichten, der in Sachen Erfolg eher Kreisklasse ist. Doch als wäre das nicht schon frustrierend genug, verschwindet auch noch Star-Spieler Jimmi auf mysteriöse Weise. Ob er entführt wurde oder einfach nur abgehauen ist, bleibt unklar – aber Holle wittert eine Story und macht sich widerwillig auf die Suche. Unterstützung bekommt er dabei von Jimmis Verlobter, der Influencerin Amira Brösel, die Holle quer durch die Berge scheucht, als wären sie auf einem Survival-Trip. Und dann wären da noch dubiose Spielerberater, der Verein und – natürlich! – ein russischer Oligarch, der auch irgendwie mit drinsteckt.

Das Geniale an diesem Roman ist, dass er sich in keine Schublade stecken lässt. Satire, Krimi, Medienkritik – von allem ist etwas dabei, und Bardow bringt das locker-leicht und extrem unterhaltsam auf den Punkt. Die Figuren? Wunderbar überzeichnet, aber dabei so glaubwürdig, dass man sich fragt, ob man ihnen nicht schon mal auf der Straße begegnet ist. Jeder Charakter, egal wie schräg, hat seine eigene Würze und treibt die absurde Geschichte voran.

Die Sprache ist eine wahre Freude – scharf, ironisch, und dabei so treffsicher, dass man immer wieder schmunzeln muss. Ich musste unweigerlich an Nick Hornbys »Fever Pitch« denken, auch wenn Bardows Stil eine ganz eigene, satirische Note hat.

Fazit: Wer schräge Storys, skurrile Charaktere und bösen Humor mag, wird an »Trainingslager« seine helle Freude haben – egal, ob Fußballfreund oder -verächter. Für mich war es ein Lesevergnügen der ganz besonderen Art!

Klappentext

Verkatert erwacht Holger »Holle« Schneise in den österreichischen Alpen: Wie jeden Sommer ist der Reporter des Boulevardblatts Berliner Bote ins Trainingslager von Bertha HSC gereist, um über den größten und erfolglosesten Fußballklub der Hauptstadt zu berichten. Ein Alptraum für Schneise, der harte Arbeit ebenso verabscheut wie den Medienwandel in seiner Männerwelt, in der es nur noch um schnelle Klicks geht statt um echten Journalismus. Und war Fußball nicht auch mal basisnäher? Doch als er schon droht, den Frust und seine Karriere im Obstler zu ertränken, fällt ihm eine große Story vor die Füße: Halb trunken, halb träumend beobachtet er, wie der brasilianische Bertha-Star Jimmi das Mannschaftshotel verlässt und in einen Wagen gezogen wird. Ist er ausgebüxt – oder entführt worden?

Schneise beschließt, den verschwundenen Fußballer zu suchen, und erhält bald Hilfe von Influencerin Amira Brösel, Jimmis tougher Verlobter, die den faulen Reporter durch den alpinen Wahnsinn schleift. Welche Rolle aber spielen der Verein, Jimmis zwielichtiger Spielerberater und der russische Oligarch, der ebenfalls in dem österreichischen Dorf logiert?

Bibliografische Angaben

ISBN: 978-3986300-20-3
Verlag: Carpathia Buchverlag
Erscheinungsjahr: 2023
Seiten: 336, Hardcover

Avatar-Foto
Über franzosenleser 79 Artikel
"Es gibt nur einen Weg, um Kritik zu vermeiden: Nichts tun, nichts sagen, nichts sein" Aristoteles

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*