»Das Märchen von der Vernunft« von Erich Kästner

Werbung. Herzlichen Dank an den Atrium Verlag für das Rezensionsexemplar.

Vor gerade einmal sieben Tagen jährte sich der 125. Geburtstag des literarischen Schwergewichts Erich Kästner. Ein Name, der meistens mit seinen Kinderbuchklassikern assoziiert wird: »Emil und die Detektive« oder »Das doppelte Lottchen« fallen mir z.B. spontan ein. In seinen Kinderbüchern entsprachen die Kinderhelden so gar nicht dem Mainstream und sie glänzten mit einer gewissen Lebenserfahrenheit, trotz ihrer kindlichen Unschuld. Doch, und das wird oft übersehen, Kästner war nicht nur der Meister der Kinderbücher. Nein, er hat auch Erwachsenenromane, Lyrik, Essays und Reportagen verfasst. In der Weimarer Republik war er ein geschätzter Literaturstar. Ein Blick auf das Gesamtwerk dieses literarischen Multitalents lohnt sich in jedem Fall.

Zum besagten Jubiläum hat der Arche-Verlag, die ultimative Anlaufstelle für alle Kästner-Enthusiasten, ein besonderes Schmankerl aus dem Hut gezaubert: »Das Märchen von der Vernunft«, prächtig illustriert von Ulrike Möltgen. Ein schmales Büchlein, das eine kurzweilige und sehr tiefgründige Geschichte erzählt, ein modernes Märchen im typisch kästnerschen Stil. Hier wird ein auch heute brandaktuelles Thema aufgegriffen und in gewohnt sarkastisch-liebenswerter Manier präsentiert. Was die Illustrationen von Ulrike Möltgen angeht, so setzen sie dem sprachlichen Inhalt nicht einfach die Krone auf, sondern sie tanzen in einer außergewöhnlichen Symbiose mit dem Text.

Worum es in dieser Geschichte geht, das ist schnell erzählt. Ein ehrenwerter alter Mann unterbreitet den Mächtigen dieser Welt einen wohlüberlegten, vernünftigen Vorschlag, wie sie langfristig Zufriedenheit und Wohlstand für sämtliche Erdlinge ermöglichen könnten. Das Ganze würde nicht mehr Kosten verursachen als der letzte Krieg. Nun, in den Augen der Staatsoberhäupter ist diese Idee natürlich so absurd wie ein Einhorn im Supermarkt. Krieg sei eben etwas völlig anderes als Frieden, Wohlstand und das Glück der Menschen. Doch lasst mich eine rhetorische Frage einwerfen (Wie es auch der alte Mann im Buch tat): Warum ist ein langer Friede nicht ebenso viel wert wie ein langer Krieg?

Was mir auch besonders positiv aufgefallen ist: Der Verlag hat sich dazu entschlossen, Kästners Originaltext zu verwenden, diese treffliche Sprache des Autors beizubehalten. Das verleiht dem Buch eine Authentizität, die heutzutage wahrlich selten anzutreffen ist. Ich kann euch dieses Büchlein nur rundum empfehlen. Ob zur eigenen literarischen Ergötzung oder als Geschenk, es trifft den Nerv der Zeit und regt zum geistigen Schmaus an. Diese Perle der Literatur ist ein wahrer Genuss für Herz und Hirn!

Klappentext

Erich Kästners eindringlicher Appell für den Frieden

Ein netter alter Herr erscheint vor den wichtigsten Staatsmännern der Welt und unterbreitet ihnen einen Vorschlag. Er habe einen Weg gefunden, wie man den Frieden auf Erden sichern könne. Auf die entrüsteten Reaktionen der Herren hat er eine ebenso verblüffende wie kluge Antwort … 

Mit ihren gleichermaßen düsteren wie humorvollen Illustrationen verleiht Ulrike Möltgen dieser mahnenden Geschichte eine besondere Tiefe.

Bibliografische Angaben

ISBN: 978-3-85535-070-4
Verlag: Atrium Verlag
Erscheinungsdatum: 14.02.2024
Seiten: 48, Hardcover

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Über franzosenleser 76 Artikel
"Es gibt nur einen Weg, um Kritik zu vermeiden: Nichts tun, nichts sagen, nichts sein" Aristoteles

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