Picknick auf dem Eis – Andrej Kurkow

Picknick auf dem Eis von Andrej Kurkow
Erschienen bei Diogenes (2000)

Dieser ältere Roman von Andrej Kurkow spielt im Kiew des letzten Jahrhunderts, das geprägt ist vom Einfluss der Mafia und dem protzendem Reichtum einiger Weniger. Viktor ist ein junger Schriftsteller, der versucht Romane zu schreiben, die jedoch nicht veröffentlicht werden. Als Brotjob schreibt er für eine Zeitung Nachrufe – über Menschen, die noch gar nicht gestorben sind. Erwähnenswert ist auch noch, dass Victor mit einem Pinguin zusammenlebt.
Soweit die Ausgangslage.

Dieses Buch ist ein Entwicklungsroman , langsam entwickelt sich die Figur des Viktor, ohne jede Hektik und Hast. Ruhig, fast gemächlich schreitet die Handlung voran. Doch es ist niemals langweilig. Kurkow leitet die Leser*innen mit fast zärtlichen Worten durch die Geschichte, die mich etwas melancholisch stimmte. Und doch ist sie auch frech und reizt immer wieder zum Schmunzeln.

Das klingt jetzt vielleicht so, als wenn es keine Handlung gäbe, doch dem ist nicht so. In der langsam dahinfließenden Geschichte tauchen Stromschnellen auf, die einen manchmal gehörig durcheinanderwirbeln.

Für mich war es ein besonderer, ja sogar ein außergewöhnlicher Roman. Wie gesagt ein leises Buch, eines das sich sanft ins Herz schleicht. Kurkow hat mit seinen Worten eine beeindruckende Stimmung des Kiew kurz nach dem Mauerfall geschaffen. Und doch ist es kein Buch, das allen gefallen wird. Dennoch möchte ich es jenen, die die neuesten Werke von Kurkow mögen ans Herz legen.

Klappentext

Als Tagträumer hat es Viktor schwer im Kiew der Neureichen und der Mafia: Ohne Geld und ohne Freundin lebt er mit dem Pinguin Mischa und schreibt unvollendete Romane für die Schublade. Zum Überleben verfasst er für eine große Tageszeitung Nekrologe über Berühmtheiten, die allerdings noch gar nicht gestorben sind. Wie jeder Autor möchte Viktor seine Texte auch veröffentlicht sehen. Ein Wunsch, der beängstigend schnell in Erfüllung geht.

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"Es gibt nur einen Weg, um Kritik zu vermeiden: Nichts tun, nichts sagen, nichts sein" Aristoteles

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