»Als Großvater im Jahr 1927 mit einer Bombe in den Dorfbach sprang, um die Weltrevolution in Gang zu setzen« von Lothar Becker, erschienen im Carpathia Verlag (2020)
Als ich diesen Titel las, musste ich das Buch einfach kaufen. Und der Titel versprach nicht zu viel.
Wir schreiben das Jahr 1927 (wen wundert’s?), Großvater und sein Freund Herbert machen sich Gedanken über die Welt. Herbert will ein Fahrrad, Großvater die Welt verbessern und am liebsten die Dummheit per Dekret abschaffen. Da taucht Genosse Frank (mit einem Fahrrad!) im Dorf auf. Beide treten der KP bei: Herbert, weil er sich dadurch ein Fahrrad erhofft, Großvater ist zwar etwas skeptisch, unterschreibt den Mitgliedsantrag dann doch – nur versehentlich und ein bisschen aus Höflichkeit. Nun ist es ihre Aufgabe, die Weltrevolution in Gang zu setzen. Die beiden beschließen, eine kapitalistische Machtzentrale in die Luft zu sprengen – so wird die Weltrevolution in Gang gesetzt.
Nun wissen wir ja alle, dass die Weltrevolution nie stattgefunden hat, was ist also schiefgelaufen? Der Autor Lothar Becker nimmt uns auf Großvaters Reise mit, die vom Dorf über die nächste Stadt nach Wien und über Venedig nach Berlin führt. Immer im Bestreben, die Weltrevolution in Gang zu setzen, begegnet er Parteifunktionären und Apparatschiks, Verrätern und er lernt gleich am Anfang der Reise Else kennen, was nicht unwichtig ist. Ein Vorgriff, ohne zu spoilern, am Ende des Romans steht ein Plädoyer für die Liebe und das Leben.
Dieser satirische Roman zieht einen schnell in die Handlung, und der Autor zeichnet treffende, skurrile Charaktere. Der Erzählstil ist einfach gehalten, die Einfältigkeit des Großvaters spiegelt sich in der Erzählstimme wieder, was ein genialer erzählerischer Schachzug ist. Doch sind es letztendlich Großvaters Gedanken, die einen zum Nachdenken zwingen und die diesen Roman zu etwas ganz Besonderem machen.
Mein Fazit: Lothar Becker hat ein Werk Gegenwartsliteratur geschrieben, das amüsant ist, gut unterhält und eine Botschaft verbreitet. Nicht vielen Autoren gelingt das. Eine klare Leseempfehlung von mir.
Klappentext
In einem sind sich Großvater und sein Freund Herbert einig: Die gesellschaftlichen Verhältnisse sind unerträglich geworden, der Kapitalismus fault in seinem letzten Stadium und außerdem brauchen sie ein Fahrrad. Die Weltrevolution ist also nur eine Frage der Zeit – und der Mittel.
Inhaltsbeschreibung des Verlags
Eigentlich hätte Großvater lieber per Dekret die Dummheit verboten. Doch sein Freund Herbert, der im Dorf die Hühner schlachtet und wie er eher versehentlich in die Kommunistische Partei eingetreten ist, hat eine andere Idee, wie man die Weltrevolution in Gang setzt: natürlich mit einer Bombe in einer Machtzentrale der herrschenden Klasse!
Nachdem ein erster Anschlag auf eine unschuldige Rathaustreppe im Nachbarort noch nicht ganz den gewünschten Erfolg erzielt, flüchtet er mit seiner neuen Freundin Else nach Wien und gerät in die Fänge von Genosse Schmidt und Genossin Olga, die einen weitaus größeren Beweis für seine Loyalität zur Partei einfordern: Er soll den Stephansdom sprengen.
Lothar Beckers liebevoll-grotesker Roman ist eine ironische Abrechnung mit Ideologien, Weltanschauungen und den mit ihnen verbundenen Heilserwartungen.
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