Das Buch ist aus hauptsächlich drei Ich-Perspektiven im Präsens geschrieben. Eine Kombi, die gewöhnlich Skepsis in mir hervorruft. Nachdem ich alle Charaktere kennengelernt hatte, war mir schnell klar – jawoll, das ist genau richtig.
Der Frust von Elias, der sich daran zeigt, dass er stumpfsinnig 33 Mal ein und denselben Film ansieht, weil er bei der Jagd nach dem Ringfingermörder versagt hat.
Die psychische Zerrissenheit in Linda, die anfangs frustriert und motzig erschien, aber am Ende Sinn machte.
Die Tiefe, fast schon aufdringlich egoistische Liebe Noahs, die mir an mancher Stelle zu grenzüberschreitend vorkam, am Ende aber für mich schlüssig war. Gut ausgearbeitete Charaktere, die nicht authentischer hätten sein können.
Ein undurchsichtiger, meisterhafter Plot mit vielen Wendungen, einigen Cliffhangern, aber immer unvorhersehbar.
Doch am meisten hat mich sein Schreibstil gefesselt, dass mir an manchen Stellen sogar der Plot egal war. Seine Ausdrucksform, die Wortwahl, die jede Figur einzigartig machte, die sofort Bilder in meinem Kopf erzeugten. Immer wieder spielt er mit der Vorstellung, wenn ist denn nun Täter und wer Opfer.
Dieses Buch ist so viel mehr als nur ein Thriller. Mit einem einmaligen, brillanten Schreibstil zeigt uns Faber die Tiefen der menschlichen Psyche. Es geht um Liebe, Treue, Verständnis und Hoffnung. Skeptisch wie ich bin, dachte ich oft, das müsse zulasten des Plots oder der Spannung gehen, aber dem war nicht so. Knapp 500 Seiten in zwei Tagen zu lesen, war für mich Genuss pur. Ich habe Faber einfach alles abgenommen und auf den letzten Seiten gehofft, dass er mich noch ein Mal überrascht. Doch das hat er nicht, er hat mir genau die Lösung geliefert, die das Buch brauchte. Was soll ich noch sagen, wenn ich jedes Wort in dem Buch geliebt habe? WOW! Einfach nur WOW!
Bleibt mir nichts anderes, als 7 Tage auf Kaltherz zu warten und hoffen, dass er mich ein weiteres Mal begeistert.
Noah wird schwer verletzt in der Nachbarwohnung gefunden, neben ihm die ermordete Emma. Die Platzierung der Stichwunden, der Schriftzug »Lügenweib« mit Blut an die Wand geschmiert und der fehlende Finger – für Elias Blom ist sofort klar, der Ringfinger-Mörder ist zurück. Der Mörder, den er vor Jahren gejagt hatte, aber nie fassen konnte. Seitdem ist sein Leben kein Leben mehr. Von der Presse verhöhnt, aus der Mordabteilung hinausgeworfen, sein ehemaliger Partner komplett gescheitert. Doch diesmal sieht Elias eine Chance, denn Noah ist ein Zeuge. Aber was ist wirklich in dieser Nacht passiert, als Noah auf dem Dachboden war?
Noahs Frau Linda ist zutiefst frustriert, weil sie einfach nicht schwanger wird. Suhlt sich in ihrem Selbstmitleid, vergräbt sich in ihrer Arbeit. Und erstickt mehr und mehr an Noahs selbstlosen Liebe zu ihr. Was hatte ihr Mann in dieser Nacht bei Emma in der Wohnung zu suchen? Tat er es wirklich aus Liebe, indem er den Mörder in Emmas Wohnung führte und nicht in die eigene?
Und warum ist der Journalist David Kronen verschwunden, nachdem er damals die Polizei als unfähig abstempelte, indem er Details zu den 3 Morden veröffentlichte, die er nie hätte haben dürfen?
Wenn du denkst, du weißt, wer Täter und Opfer ist, dann warte ab, Faber wird dich an der Nase herumführen.
Klappentext
Zwei Türen. Kein Ausweg.
Als Noah spätabends die Wäsche vom Dachboden holt, hat er plötzlich ein Messer an der Kehle. Der Angreifer will in seine Wohnung, zu seiner Frau. Noah bleibt keine andere Wahl, doch dann fällt ihm ein: Die Nachbarn gegenüber sind verreist. Und er hat den Zweitschlüssel …
Stunden später findet ihn die Polizei bewusstlos neben der brutal ermordeten Nachbarin. Die Tat trägt die Handschrift eines berüchtigten Serienmörders, und Noah gilt als wichtiger Zeuge. Aber sagt er die ganze Wahrheit?
Bibliografische Angaben
ISBN: 978-3-423-21977-8
Verlag: dtv Verlag
Erscheinungsjahr: 2021
Seiten: 495, Taschenbuch
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