Ein Jula und Hegel-Thriller Teil 2 – Nach einer Idee von Sebastian Fitzek
Matthias Hegel sitzt noch immer wegen Mordverdacht in U-Haft. Doch man braucht seine Hilfe, als Gegenleistung darf er mit Fußfesseln ausgestattet in seiner etwas runtergekommenen Villa arbeiten. Denn bei der Polizei ist ein Notruf eingegangen, dass ein Baby vermisst wird. Doch nach kurzen Kampfgeräuschen bricht der Anruf ab. Die Polizei bitte Hegel um Hilfe, der wiederum spannt Jula Ansorge ein. Doch so leicht ist sie diesmal nicht zu ködern, weiß sie doch, dass Hegel sie manipulieren will, andererseits erhofft sie sich Informationen zu ihrem Bruder.
In Band 2 werden sicher alle Technikfreaks auf ihre Kosten kommen, denn endlich erfahren wir mehr über die Methoden der Entschlüsselung von Audioaufnahmen. Nun gut, ich hab sie stellenweise einfach überlesen, denn bei allem, was mit -ik endet, steige ich irgendwann aus. Wahrscheinlich habe ich dafür zu viele blonde Hirnzellen.
Das tat aber dem Buch keinen Abbruch. Die Spannung war wie immer auf einem hohen Level. Dass Hegel ein suspekter Typ mit eigenen Interessen ist, war bereits im ersten Teil klar. Nachdem er nun mit Fußketten an sein »Geisterhaus« gefesselt ist und immer eine leicht überhebliche Art hat, hat er mich ein wenig an A. Pendergast erinnert. Vielleicht so ein typischer Wesenszug von Menschen, die schlauer sind als der Rest der Menschheit. Wobei Hegel mir weniger sympathisch ist. Dennoch bleibt er eine Randfigur, die zwar die Fäden im Hintergrund zieht, von dem ich mir aber mehr Aktion erwartet hatte.
Jula Ansorge zieht wieder ihr Ding durch, als würde sie bereits 20 Jahre Kriminelle jagen. Taff wie sie ist, zieht sie die richtigen Schlüsse, wenn es darauf ankommt.
Sprachlich lässt es sich sehr gut lesen, die Wendungen kommen etwas zögerlicher als in Band 1, bis auf den unglaubwürdigen Kriminellen ist das Figurenensemble stimmig. Das Kernthema war jetzt auch nicht so neu, triggert dafür aber auch nicht. Am Ende bleibt das Buch eine solide Leistung, bleibt aber hinter Teil 1 zurück. Trotzdem eine klare Leseempfehlung von mir.
Mein fettes ABER. Ich hasse es, wenn ich einen geläuterten Kriminellen vorgesetzt kriege, der abgrundtief böse ist, seinen Ermittler auf der Stelle töten könnte, weil es keine Zeugen gibt, es sich aber anders überlegt und lieber seine Sünden beichtet und sich dann selbst tötet. Hey, das steht in jedem popligen Schreibratgeber. Das sollst du nicht tun, du verarscht deine Leser. Und von einem Plot aus Fitzeks Feder hätte ich Besseres erwartet. Das gibt Punktabzug in der Haltungsnote.
Zwar begegnen mit derlei Auflösungen immer wieder, mal stören sie mehr, mal weiniger. Sie schmälern die Eigenleistung des Helden, wirken konstruiert und geben der Story einen faden Nachgeschmack.
Eine weitere Kleinigkeit hat mich gestört. Nachdem Hegel durch den ersten Teil bereits entmystifiziert ist, hätte man hier noch einen draufsetzen müssen. Zwar bleibt man als Leser weiterhin gespannt darauf, was er wohl zu Julas Bruder zu berichten hat und was er diesmal im Schilde führt, doch das war aber auch schon alles. Das großartige Genie verblasst im Angesicht seiner Rolle, die er hätte besser ausfüllen können.
Und genau das ist das Problem, wenn man heutzutage meint, Reihen schreiben zu müssen. Man ist dazu verdammt, noch einen draufzusetzen, denn die Erwartungen sind hoch. Im schlimmesten Fall kann alles wie ein Kartenhaus zusammenfallen.
Klappentext
Akustische Forensik, ein undurchsichtiger Profiler und ein entführtes Baby:
die rasante Fortsetzung des Nr.-1-Spiegel-Bestsellers »Auris« der Thriller-Autoren Vincent Kliesch und Sebastian Fitzek!
»Hilfe, mein Baby ist weg! Hier ist nur Blut …« Nach kurzen Kampfgeräuschen bricht der panische Notruf einer Mutter bei der Nummer 112 plötzlich ab. Wenn jemand aus diesem Tonfragment Rückschlüsse auf den Aufenthaltsort der Frau ziehen kann, dann der forensische Phonetiker Matthias Hegel – den einige nach wie vor für einen Mörder halten.
True-Crime-Podcasterin Jula Ansorge ist es zwar gelungen, Hegel vom Mordverdacht an seiner Frau zu entlasten, doch dabei ist sie der dunklen Seite des genialen Profilers deutlich zu nahe gekommen.
Als Hegel nun im Fall des entführten Babys erneut auf ihre Recherche-Fähigkeiten zurückgreifen will, weigert Jula sich zunächst. Doch kann sie das Baby und seine Mutter wirklich ihrem Schicksal überlassen? Und was ist mit den Informationen zu ihrem tot geglaubten Bruder Moritz, die Hegel ihr angeblich beschaffen will?
Auch im zweiten Teil der Thriller-Reihe ziehen die Bestseller-Autoren Vincent Kliesch und Sebastian Fitzek wieder alle Register: Nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint, und niemand bleibt so unschuldig, wie er es gern wäre. Rasante Spannung für die Fans außergewöhnlicher Thriller mit mehr als einer unerwarteten Wendung!
Bibliografische Angaben
ISBN: 978-3-426-30760-1
Verlag: Droemer Verlag
Erscheinungsjahr: 2020
Seiten: 352, Taschenbuch
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