Werbung. Herzlichen Dank an Arno Dahmer und kul-ja! publishing für das Rezensionsexemplar.
Wie vielen wahrlich herausragenden Büchern mag man wohl in seinem Leben nicht begegnen. Wie viel bereichernde Texte entgehen einem? Nun, dieses Buch ist mir nicht entgangen, was nur daran liegt, dass mir der Autor völlig unerwartet ein Leseexemplar angeboten hatte. Die Leseprobe machte mich dann neugierig und erfreut sagte ich zu.
Dr. Markward Hain führt ein nach außen eintönig wirkendes Leben. Tagein tagaus fährt er mit der Bahn in die Stadt, wo er Deutschkurse für Ausländer gibt. Außerberufliche soziale Kontakte sind Mangelware. So hatte er sich seine Zukunft während seines Philosophiestudiums bestimmt nicht vorgestellt.
Doch in seinen Gedanken herrscht Hochbetrieb. Alltägliche unscheinbare Begegnungen inspirieren ihn zu Gedanken über das Sein und den Sinn des Lebens. Doch dann lernt er Isabel kennen. Eine Frau, die ihn außerordentlich fasziniert – und verwirrt. Es beginnt ein Wechsel von Nähe und Distanz und Markward spürt das wirkliche Leben, das ihm in diesem Wechselspiel auch immer wieder zu entgleiten droht.
Das Buch kommt leise, ja fast sanft daher. Es ist nicht der Plot, der dieses Buch so lesenswert macht, denn dramaturgische Handlungen sind nicht existent. Es sind Dr. Hains Gedanken, seine philosophischen Dispute mit sich selbst und seine Wahrnehmung der Welt, die den Roman tragen.
Es ist Arno Dahmers Erzählweise, die mich zum Weiterlesen zwang, es mir unmöglich machte, das Buch beiseitezulegen. Seine fein nuancierten Töne machen den Roman zu einem literarischen Meisterwerk, das zu keiner Zeit geschwollen oder gestelzt wirkt.
Im größten Teil ist der Roman aus Markwards Sicht geschrieben, einzelne Kapitel haben andere Perspektivfiguren. Diese vertiefen die Wirkung des Romans und rufen eine, für ein solch leises Werk ungewöhnliche Spannung hervor. Fast wie Cliffhänger, wobei mir, bei einem solch schöngeistigen Roman, dieser Begriff völlig unangebracht erscheint.
»Ein Mythos von mir« ist ein existenzphilosophischer Roman über das gewollte Alleinsein, nicht zu verwechseln mit Einsamkeit. Es ein stiller Roman, der mich überrascht und begeistert hat. Ein Werk das ohne Effekthascherei auskommt und auf Höhepunkte verzichtet. Es lohnt sich dranzubleiben, die harmonischen Worte und die philosophischen Gedanken tragen einen durch die Geschichte, so wie ein melodisches Musikstück.
Klappentext
Markward Hain, ein promovierter Philosoph, hat seine Universitätskarriere abgebrochen und schlägt sich als Kursleiter für Deutsch als Fremdsprache durch. Einen Großteil seiner Zeit verbringt er mit Studien zu Themen wie Verkehrssoziologie oder der dänischen Umgangssprache. Der 45-Jährige lebt ohne Freunde oder intime Beziehungen, empfindet dies aber nicht als negativ. Inspiriert von Denkern wie Kierkegaard und Wittgenstein, versucht er vielmehr, einen Zustand völliger emotionaler Autonomie zu erreichen.
Als seine Tante stirbt, die einzige Person, mit der er zumindest gelegentlich Kontakt hatte, und er außerdem die charismatische, aber psychisch labile Installationskünstlerin Isabel kennenlernt, die ihn in ein bizarres Spiel von Nähe und Distanz verstrickt, wird sein Lebensmodell radikal in Frage gestellt.
Eine tragikomische Geschichte über die Freuden und Abgründe des Alleinseins.
Bibliografische Angaben
ISBN: 978-3-949260-11-7
Verlag: kul-ja! publishing
Erscheinungsjahr: 30.05.2023
Seiten: 244, Hardcover
Über den Autor
Arno Dahmer wurde 1973 in Frankfurt am Main geboren. Heute lebt er in Mainz. Er studierte Germanistik, war danach u. a. journalistisch tätig und arbeitet zurzeit als Lehrbeauftragter an der Goethe-Universität in Frankfurt. Er veröffentlichte kurze Prosa in Anthologien und Literaturzeitschriften sowie den Erzählband „Manchmal eine Stunde, da bist Du“ (Mirabilis, Klipphausen/Miltitz, 2017). Arno Dahmer nahm an der von Kurt Drawert geleiteten „Darmstädter Textwerkstatt“ teil und erhielt für seine literarische Arbeit einige Stipendien sowie einen Sonderpreis beim Uslarer Literaturpreis.
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