Ich bin mir immer noch nicht sicher, wie ich das Buch einschätzen soll. Es hat sehr, sehr viele gute, außergewöhnliche Momente, aber am Ende war ich nicht sonderlich überrascht von der Auflösung.
Einzigartig fand ich die Idee, ein Buch ins Buch zu packen und dem Täter, dem irischen Serienmörder Jim Doyle, beim Lesen zuzusehen. Eve Black, die einzige Überlebende ihrer Familie, schreibt über ihn, über den Serientäter »The Nothing Man«.
Wir erleben also das Buch aus zwei verschiedenen Perspektiven. Die Autorin hat beiden auch eine eigene »Stimme« gegeben. Während die Perspektive des Täters einem typischen Thriller gleicht, ist die Schilderung Eves in ihrem Tru Crime eher eine Erzählung, die mir sehr gefallen hat. Denn sie gibt uns Einblicke in das Leben der Opfer, das sie hatten, bevor der Nothing Man zugeschlagen hat.
»Sie (die Täter) haben keine besonderen Fähigkeiten. Die Leute scheinen zu vergessen, dass wir ihre Namen kennen, WEIL SIE ERWISCHT WURDEN. Tatsächlich ist das einzig Bemerkenswerte an ihnen, was sie der Welt genommen haben: ihre Opfer. Es sind deren Namen, die wir kennen sollten.« S. 322
Während Jim das Buch liest, wird ihm bewusst, wie nahe ihm Eve bei ihrer Suche kommt. Wie aber auch er ihr immer näher kommen will. Will zu Ende bringen, was er vor zwanzig Jahren versäumt hatte. Viel mehr als die beiden überzeugend ausgearbeiteten Charaktere braucht es nicht, um dem Buch eine unglaubliche Spannung zu verleihen. Der Schreibstil hat mich ebenfalls überzeugen können, selbst die gelegentlichen Längen haben mich nicht gestört. Doch desto weiter die Geschichte voranschritt, umso deutlicher wurde mir, worauf das Ende abzielte. Nach ein paar guten Wendungen bestätigten sich meine Vermutungen. Hier hätte ich mir mehr Raffinesse gewünscht. Vielleicht habe ich auch schon zu viele Thriller gelesen.
Trotz der minimalen Schwächen bekommt das Buch eine Empfehlung von mir, da es alles in allem etwas Besonderes ist.
Klappentext
Ein Thriller nicht nur für True Crime-Fans: Der neue beklemmende und extrem spannende Roman der irischen Bestsellerautorin: Ein Opfer jagt den Serienkiller: Wer hat die Macht, den anderen zu zerstören?
«Ich war das Mädchen, das den Nothing Man überlebte. Jetzt bin ich die Frau, die ihn fassen wird.»
So beginnt das True Crime-Memoir «The Nothing Man», das Eve Black über die verzweifelte Suche nach dem Mann geschrieben hat, der vor nahezu zwanzig Jahren ihre gesamte Familie tötete. Dem Mann, der nie Spuren hinterließ.
Supermarkt-Wachmann Jim Doyle hat den Bestseller auch und je mehr er liest, desto größer wird seine Wut, denn er war – er ist – der Nothing Man.
Seite um Seite wird ihm bewusst, wie gefährlich nah Eve der Wahrheit kommt. Er weiß, dass sie nicht aufgeben wird, bis sie ihn gefunden hat. Er hat keine Wahl: Bevor sie sein Leben zerstört, muss er das vollenden, was ihm 20 Jahre zuvor nicht gelungen ist: Eve töten.
Über die Autorin
Catherine Ryan Howard, geboren 1982, stammt aus Cork in Irland. Sie hat zwei Reisegeschichten veröffentlicht und Seminare bei der Faber Academy, den Guardian Master Classes und Publishing Ireland absolviert und auch geleitet. Sie arbeitet als freie Social-Media-Marketingexpertin für Penguin Ireland. Nebenbei macht sie ihren Abschluss in Englisch am Trinity College in Dublin, wo auch «Ich bringe dir die Nacht» spielt.
Bibliografische Angaben
ISBN: 978-3-499-00563-7
Verlag: Rowohlt Verlag
Erscheinungsjahr: 2021
Übersetzung: Jan Möller
Seiten: 393, Taschenbuch
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