EIN MANN MIT VIELEN TALENTEN – Castle Freeman

Freeman Werke sind ein Garant dafür, dass sie mich immer unterhalten. Und jedes Mal frage ich mich, welches Thema er diesmal ins ländliche Vermont holt.
Der Pakt mit dem Teufel, na wer denkt da nicht gleich an Faust? Und ja, auch ich war in der Schule nur mäßig an der Interpretation interessiert.

Der alte Taft ist – wie wohl viele Menschen in Vermont – ein komischer Kauz, ein Eigenbrötler, den die wenigsten ehemaligen Schüler in gute Erinnerung haben. Inzwischen hat er genug vom Leben und hält sich nur noch am billigen Whisky fest. Eines schönen Tages kreuzt ein Unbekannter bei auf und bietet ihm »alle Arten von Spaß«, wenn er nach Ablauf von sieben Monaten … na ihr wisst schon, das Ding mit der Seele und so. Dieser skurrile Besucher namens Dangerfield ist allerdings nur für Taft sichtbar und hörbar, was schon mal zu so manch humorvollen Szenen führt. Doch Taft ist nicht der Typ für persönliche Annehmlichkeiten, geschweige denn für Spaß. Aber auf dem Kopf gefallen ist er nicht und so weiß er das Angebot nach seinem Geschmack zu nutzen. Schließlich gibts da draußen eine Menge Leute, denen damit besser geholfen ist als ihm, wenn er doch eh in sieben Monaten sterben muss. Und so kümmert er sich um einen gemobbten Schüler, eine verzweifelte junge Frau, einen schwerkranken Jungen und ein paar andere vom Leben gebeutelte Schicksale. Ist jetzt nicht unbedingt im Interesse des geschäftstüchtigen Dangerfields, aber was solls, Hauptsache er kann nach Ablauf der Frist seinem Chef Tafts Seele vorweisen. Und da ist er sich sicher. Ein bisschen zu sicher. Na und nun kommt die Sache mit dem Wie-tricksen-wir-den-Teufel-aus. Oder dessen Handlanger.

So, und nun vergesst mal den trocknen Faust, denn Freeman erfrischende Neuinterpretation ist eher auf der humorvollen Seite angesiedelt, dank der vielen bissigen, messerscharfen Dialoge, der skurrilen Verkleidungen des Teufels und einer alten Dame namens Calpurnia Lincoln. Ja, es gibt einige Parallelen, auch zu anderen Bündnissen mit dem Leibhaftigen in der Literatur. Kein Problem, wenn man sie nicht kennt, denn Freemans Geschichte macht einfach viel Spaß.

Klappentext

„Faust und Mephisto sind angekommen in den Wäldern von Vermont. Castle Freeman ist der Meister der coolen Verzauberung.“ Michael Köhlmeier

Taft, ein dem Alkohol zugeneigter Eigenbrötler, steckt in einer Sinnkrise. Da kommt der schneidige Fremde namens Dangerfield gerade recht, der ihm auf der Veranda ein verführerisches Angebot macht: Taft hat sechs Monate Zeit, alles zu bekommen, was er jemals wollte – zu einem hohen Preis. Mit der Gewissheit, nichts zu verlieren zu haben, lässt sich Taft auf den Pakt ein und versucht auf seine Art, das teuflische Spiel zu unterlaufen. Doch der Stichtag rückt näher, und Dangerfield denkt nicht daran, von seiner Forderung abzurücken. Freeman besticht durch lakonische Dialoge und tiefe Kenntnis der menschlichen Psyche und „sorgt einfach nur – sehr, sehr komisch – für gute Laune“ (Deutschlandfunk).

Bibliografische Angaben

ISBN: 978-3-446-27402-0
Verlag: Hanser Verlag
Erscheinungsjahr: 25. Juli 2022
Übersetzung: Dirk van Gunsteren
Seiten: 175, Hardcover

Über den Autor

Castle Freeman wurde 1944 in San Antonio, Texas, geboren. In Chicago aufgewachsen, studierte er an der Columbia University. Heute lebt er in Vermont, arbeitete als Redakteur und schreibt Short Stories und Romane. Sein Roman »Männer mit Erfahrung« (Nagel & Kimche, 2016) wurde 2015 mit Anthony Hopkins, Julia Stiles und Ray Liotta verfilmt. Zuletzt erschien »Treue Seele« (2023) bei Carl Hanser Verlag.

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Es kommt darauf an, einem Buch im richtigen Augenblick zu begegnen. Hans Derendinger

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