GESTEHE – Henri Faber

Werbung, danke an Vorablesen und dtv Verlag für das Rezensionsexemplar.

Ein FABER ist ein FABER, ist ein FABER.
Ja, auch in seinem 3. Standalone-Thriller hat er wieder abgeliefert und mich vollends überzeugt. Denn es ist mehr als die Jagd nach einem Serienkiller, es ist ein Thriller mit Substanz, doch dazu später mehr.

Johann ›Jacket‹ Winkler, Wiener Chefermittler – der sich als Held und Bestsellerautor feiern lässt. Hat er doch vor 4 Jahren ein kleines Mädchen aus den Fängen von Organhändlern befreit und über diese Blutnacht ein Buch geschrieben. Aber vor allem ist er ein narzisstischer Großkotz, der seinen Kollegen ein Dorn im Auge ist, weil er eigentlich nur noch eine Gastrolle im Kommissariat hat, und sich lieber in der Boulevardpresse sonnt.

»Hauptsache es gibt Applaus, ich werde angehimmelt. Denn das ist mein Treibstoff: Aufmerksamkeit. Ich habe einen riesigen Dachschaden, aber solange Scheinwerferlicht durchkommt, sonne ich mich darin.« S.230

Und da wäre noch Mohammed ›Mo‹ Moghaddam, überzeugt davon, dass seine zu dunkle Hautfarbe daran schuld ist, dass er als Jahrgangsbester noch immer hinterm Schreibtisch sitzt, statt draußen Verbrecher zu jagen.

Eine gelungene, zündstoffreiche Kombi, die Faber ins Rennen schickt, als beide an einen Tatort gerufen werden – über dessen Opfer an der Wand das Wort GESTEHE steht. Während sich Mo pflichtbewusst in die Ermittlungen stürzt, bricht Jackets traumatische Vergangenheit auf. Denn das, was er hier gesehen hat, steht in seinem zweiten noch unveröffentlichten Buch. Und damit ist klar, das wird nicht der letzte Mord sein.

Ich gestehe, dass mich der Anfang etwas verwirrt hat, denn einen Thriller in drei Ich-Perspektiven zu schreiben, ist schon sehr ambitioniert. Als ich mich aber reingefuchst hatte, machte der Thriller richtig Spaß, auch wenn ich Jacket zu Beginn echt nicht ausstehen konnte.

Aber da sind ja noch all die anderen Figuren, bei denen sich Faber richtig ins Zeug gelegt hat. Dafür mixt er auch gern mal etwas Klischee und Überzeichnung, um sie lebendig werden zu lassen. Zusammen mit der aktuell politischen Stimmung der Vorwahlzeit ergibt sich daraus ein absolut stimmiges Gesellschaftspanoptikum. Faber legt spürbar den Finger in die Wunde, wenn ein Land einen Rechtsrutsch macht, Rassismus salonfähig wird und die Wiener Hautevolee sich selbst bejubelt.
Und so ist es nicht nur eine wilde Jagd nach einem Serienkiller, sondern auch eine Milieustudie, die zeigt, dass die Verbrechen bis weit in die oberste Gesellschaftsschicht reichen. Ich sag nur »Wiener Blut« von Falco. Und tatsächlich stattet Jacket der Wiener Unterwelt einen Besuch ab.

Das alles unterlegt Faber wortgewandt mit seinem ganz eigenen schwarzen Humor und gelegentlichen Wiener Schmäh, was mir wahnsinnig gut gefallen hat. So ein unerschöpfliches Repertoire an bissigen Sprüchen muss man erst unterbringen in einem Thriller.

Fazit: Faber legt nach Kaltherz noch mal einen drauf. Nichts ist hier, wie es scheint, und es warten einige Überraschungen auf die Leser*innen. Fitzek sollte sich warm anziehen, denn mit Faber etabliert sich hier eine ernstzunehmende Konkurrenz, die ihm sprachlich, inhaltlich und plottechnisch bereits überlegen ist. Ich gestehe, dass ich weiterhin Faber-Fan bin!

Klappentext

Der Wiener Star-Ermittler Johann »Jacket« Winkler kommt an einen Tatort, der die Polizei vor ein Rätsel stellt. Das Opfer wurde grausam ermordet und mit einem mysteriösen Wort markiert: GESTEHE. Doch es ist nicht die Brutalität, die Jackets Welt ins Wanken bringt, sondern die Tatsache, dass er den Tatort kennt – aus seinem eigenen unveröffentlichten Roman, den noch niemand gelesen hat. Er trägt den Titel GESTEHE. Und Jacket ahnt: Das Morden hat gerade erst begonnen.

Bibliografische Angaben

ISBN: 978-3-423-26380-1
Verlag: dtv Verlag
Erscheinungsjahr: 15. Februar 2024
Seiten: 445, Paperback

Über den Autor

Henri Faber, Jahrgang 1986, geboren und aufgewachsen in Niederösterreich, Studium der Publizistik und Kommunikationswissenschaft, lebt als Autor und Texter in Hamburg. Nach seinen Bestsellern ›Ausweglos‹ und ›Kaltherz‹ ist ›Gestehe‹ sein dritter Thriller.

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Es kommt darauf an, einem Buch im richtigen Augenblick zu begegnen. Hans Derendinger

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