»Kleiner Mann – was nun?« von Hans Fallada

Das Buch erschien erstmals 1932 und wurde damals stark gekürzt um nicht mit den extrem wachsenden nationalsozialistischen Ideen zu kollidieren. Diese Ausgabe ist die ursprüngliche, ungekürzte Originalausgabe, die erstmals verfügbar ist.

Die Geschichte führt uns in die Weimarer Republik, eine Zeit des politischen Umbruchs und wirtschaftlichen Niedergangs. Wir begleiten das junge Paar Johannes und Emma (Lämmchen) durch Höhen und Tiefen des Lebens. Johannes, ein einfacher kleiner Mann, kämpft darum, seine Familie durchzubringen, während Emma ihn liebevoll unterstützt. Die beiden stehen vor den Herausforderungen einer Wirtschaftskrise, von Armut und sozialer Ungerechtigkeit, die nicht nur ihre Liebe, sondern auch ihren Lebensmut auf eine harte Probe stellen.

Fallada zeichnet ein lebendiges Bild der damaligen Zeit, das auch heute noch – oder wieder – schockierend aktuell ist. Der Autor fängt die Stimmung der Gesellschaft während der Weltwirtschaftskrise meisterhaft ein und zeigt die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit vieler Menschen, die ihre Existenzgrundlage verloren haben. Die wirtschaftlichen und sozialen Probleme jener Zeit scheinen auf erschreckende Weise in der heutigen gesellschaftlichen Situation widerzuspiegeln.

Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet und so realistisch, dass man meint, sie persönlich zu kennen. Johannes‘ innere Kämpfe, seine Selbstzweifel und seine Sehnsucht nach einem besseren Leben berührten mich zutiefst. Emma, die treue und starke Frau an seiner Seite, verkörpert den Glauben an eine bessere Zukunft und gibt ihm Halt. Ihre Liebe zueinander wird zur Quelle der Hoffnung inmitten einer Welt voller Entbehrungen.

Doch Fallada wäre nicht Fallada, würde er uns nicht auch die Schattenseiten der menschlichen Natur vor Augen führen. Die Grausamkeit und Gleichgültigkeit, mit der die Gesellschaft die Armen und Schwachen behandelt, ist entsetzlich und das drückt auf die Seele. Die Machenschaften derer, die von der Not anderer profitieren, sind erschreckend aktuell und erinnern uns daran, dass wir auch heute mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben.

Herausragend ist Falladas Fähigkeit, die Sprache der einfachen Menschen einzufangen. Seine klare, einfache und dennoch eindrucksvolle Prosa vermittelt die Emotionen und Gedanken der Charaktere auf höchst unmittelbare Weise. Man kann die Verzweiflung und den Schmerz, aber auch die kleinen Freuden und Hoffnungen der Figuren förmlich spüren und mitfühlen.
Der Roman ist nicht nur ein beeindruckendes literarisches Werk, sondern auch ein Spiegel der gesellschaftlichen Realität. Die Themen Armut, soziale Ungerechtigkeit und das Streben nach einem besseren Leben sind zeitlos und betreffen auch heute noch viele Menschen. Das Buch regt zum Nachdenken an und sollte uns daran erinnern, dass wir als Gesellschaft eine Verantwortung gegenüber den Schwachen und Bedürftigen haben.

Abschließend kann ich nur sagen, dass »Kleiner Mann – was nun?« von Hans Fallada ein Roman ist, den man nicht so schnell vergessen wird. Er berührt Herz und Seele gleichermaßen und öffnet unsere Augen für gesellschaftliche Missstände. Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der nach einer tiefgründigen und bewegenden Lektüre sucht, die auch nach zuklappen des Buchs noch sehr lange nachklingt. Ein literarisches Meisterwerk, das auch im 21. Jahrhundert seine volle Wirkung entfaltet.

Klappentext

Der Weltbestseller erstmals so, wie Fallada ihn schrieb. Zu brisant, um so gedruckt zu werden: Von der Urfassung des Romans, der Hans Fallada am Vorabend der Machtergreifung der Nazis zum international gefeierten Erfolgsautor machte, wurde ein Viertel noch nie veröffentlicht. Der Verkäufer Johannes Pinneberg und seine Freundin Lämmchen erwarten ein Kind. Kurz entschlossen heiratet das Paar, auch wenn das Geld immer knapper wird. Trotz Weltwirtschaftskrise und erstarkender Nazis nimmt Lämmchen beherzt das Leben ihres verzweifelnden Mannes in die Hand. In dieser rekonstruierten Urfassung führt ihr gemeinsamer Weg noch tiefer ins zeitgenössische Berlin, ins Nachtleben und in die von den „Roaring Twenties“ geprägten Subkulturen. Die politischen Probleme der damaligen Zeit werden so plastisch wie in wenigen anderen Texten. Jetzt mit Charlie Chaplin, Robinson Crusoe, Goethe, Wilhelm Busch und dem Prinzen von Wales.

Bibliografische Angaben

ISBN: 978-3-3510-3641-6
Verlag: Aufbau Verlag
Erscheinungsjahr: 2016
Seiten: 557, Hardcover

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Über franzosenleser 76 Artikel
"Es gibt nur einen Weg, um Kritik zu vermeiden: Nichts tun, nichts sagen, nichts sein" Aristoteles

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