Lumpengesindel. Tiere und Menschen bebildert von Henrik Schrat

Werbung. Herzlichen Dank an Henrik Schrat für das Rezensionsexemplar.

Ich halte ein Buch in den Händen und ich mag es gar nicht mehr weglegen, ich streichel über das Cover. So weich. Es fühlt sich an wie ein sanftes Fell einer Kurzhaarkatze. Doch halt! Ihr wollt sicher etwas über den Inhalt hören.
»Lumpengesindel. Tiere und Menschen« ist der dritte von insgesamt 5 Bänden mit Grimms Märchen. Ich glaube, jeder kennt Grimms Märchen. Wir haben alle ein mehr oder weniger dickes Buch, vermutlich aus Kindertagen, vor Augen und viele der Märchen sind uns sofort bekannt. Schneewittchen, Hänsel & Gretel, der Froschkönig und noch einige andere. Wie erstaunt war ich, dass es 240 von Grimms Märchen gibt und wie viele mir Unbekannte entdeckte ich in diesem Buch.
Ich begann zu blättern, warf einen oberflächlichen Blick auf die beeindruckenden Illustrationen und las das eine oder andere Märchen. Trotzdem über die Märchen brauche ich nicht viel zu sagen. Es sind die Illustrationen, die das Buch zu etwas ganz Besonderem machen. Es sind fast magische Momente, wenn sich im Kopf Text und Zeichnungen verknüpfen. Die Zeitlosigkeit von Grimms Märchen wird einem plötzlich klar.
Scheint das, was zu sehen ist im ersten Moment so wunderbar passend zum Text zu sein, so offenbart der zweite Blick eine Ungeheuerlichkeit; entpuppt sich doch ein Haus als ein moderner Bungalow oder es ist eine Motorjacht zu finden (Ich will nicht zu viel verraten, entdeckt es selbst!). Unmöglich, dass dabei die Gedanken sich nicht verselbstständigen, um dem Paradox des klassischen Textes mit den modernen Zeichnungen auf den Grund zu gehen. Die werden Märchen aus einer angestaubten Ecke mitten hinein in die Gegenwart geholt. Plötzlich tun sich intellektuelle Abgründe vor einem auf: Man erfasst eine ganz andere Bedeutung der Texte, die tiefe Aktualität dieses Werks, die wahrhafte Zeitlosigkeit. Märcheninterpretationen in der Schule, was für einen Mist haben wir doch gelernt. Doch dieser Moment des Erkennens, der ist das Wahrhaftige an diesem Buch und deshalb langweile ich euch nicht mit dem was, mir aufgegangen ist. Ich will euch nicht dieser Erfahrung berauben.
Ob es die Bilder von Henrik Schrat waren, die mir die Augen für eine neue Sicht auf diese Texte öffneten? Ich weiß es nicht, aber sie haben die Gedanken angestoßen.

Ich möchte noch einmal auf die Haptik und Optik des Buches zurückkommen, schließlich hatte das mein Interesse geweckt. Ein schlicht und einfach als schön zu bezeichnendes Buch, das erwartete ich – ich liebe ja schöne Bücher. Mit dem dunkelgrünen Farbschnitt, dem rosa Lesebändchen und dem besonderen Material des Umschlags wurde meine Erwartung auch nicht enttäuscht. Auch die Gestaltung des Inhalts ist gelungen: Das Arrangement der Illustrationen im Text schafft auch für das Auge eine Spannung.
Man muss kein Fan von Märchen sein, um dieses Buch zu mögen. Ich habe das Buch neben meinem Bett liegen und werde ganz sicher abends immer mal wieder eines der mir unbekannten Märchen lesen, die Illustrationen betrachte und immer wieder über diese so herrlich passend unpassenden Grafiken nachdenken.

Wer mehr über das Buch, die Entstehung und kommende Bände erfahren möchte, der findet auf der Website www.grimmschrat.de alle Informationen.

Bibliografische Angaben

ISBN: 978-3-86485-248-0
Verlag: Textem Verlag
Erscheinungsjahr: 2022
Seiten: 259, Hardcover

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Über franzosenleser 73 Artikel
"Es gibt nur einen Weg, um Kritik zu vermeiden: Nichts tun, nichts sagen, nichts sein" Aristoteles

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