Tabula Rasa von Gregg Irol

WERBUNG – Das Rezensionsexemplar wurde mir kostenfrei vom Autor zur Verfügung gestellt.

Kurz nach meiner Buchbesprechung von Andreas Eschbachs »NSA« bekam ich eine nette Nachricht, in der mich Gregg Iroll anschrieb und mich auf sein Buch aufmerksam machte. Wenn mir Eschbach gefällt, dann könnte mir auch sein Buch zusagen, er würde sich freuen, wenn ich es besprechen würde. Ich war skeptisch, sagte aber zu. Und so landete nach ein paar Tagen das Buch in meinem Briefkasten.
Doch euch interessiert bestimmt, um was es in dem Buch überhaupt geht, das nun den Vergleich mit Andreas Eschbach bestehen muss.

Der Journalist Martin glaubt an einen schlechten Scherz, als er kurz vor einem Tinderdate noch schnell Geld am Bankomat holen will, doch der Automat verweigert die Auszahlung und sein Kontostand ist null. Exakt null, nicht Minus, nicht ein paar Cent Guthaben, sondern exakt null. Doch schon bald stellt sich heraus, dass er nicht der Einzige ist, bei dem das so ist, genaugenommen sind alle Konten davon betroffen, alle stehen auf null, alle Guthaben sind weg und alle Schulden. Die Ursache ist zunächst unbekannt.

Ein spannendes Ausgangsszenario, was der Autor da schafft. Voller Erwartung begann ich zu lesen. Der Erzählstil hat mich sofort reingezogen, der Autor erzählt außergewöhnlich packend. In jeder Figur, die neu eingeführet wird, bin ich sofort voll drin und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Es ist kein Thriller, das verrät auch schon der Schriftzug »Roman« unter dem Titel. Demzufolge erwartete ich auch keinen Aufbau wie bei einem Thriller. Mich trieb es nur so durch die Seiten und nach etwa ⅔ des Buches wunderte ich mich, wie viele Figuren inzwischen wichtig geworden waren. Es erinnerte mich etwas an so manche Netflix-Serie, bei der ein wahres Chaos an handelnden Figuren vorherrscht. Das bitte nicht falsch verstehen, ich schaue einige dieser Serien ganz gerne, ärgerlich ist nur, dass sie oft irgendwann einfach aufhören, es gibt keine Folgestaffel mehr und kein Ende.
In Tabula Rasa schien mir das passend. Ich verschlang den Text weiter. Irgendwann fehlten mir noch ca. 50 Seiten zum Ende. Da fragte ich mich dann schon, wie das Buch zu einem Ende finden sollte. Die Handlung wurde tiefer, fünf tief ausgearbeitete Charaktere, deren Rollen teilweise noch völlig unklar waren. Wer war der Antagonist? Und wie sollte sich hier noch was auflösen?
Gespannt las ich weiter. Die Geschwindigkeit nahm zu und auf den letzten Seiten bekam ich einiges präsentiert, was ein interessantes Ende versprach. Ein Ende, das ich als Leser gewillt bin zu akzeptieren. Doch dann war Schluss. Es hörte einfach auf. Nichts wurde aufgelöst. Es war wie bei einer Serie, die sogar mitten in der Staffel aufhört. 420 Seiten spannend, packende Seiten. 420 Seiten pures Lesevergnügen und dann: nichts. Das ist, wie wenn deine Freundin mit dir Schluss macht, während du glaubst, ihr seid total glücklich und ein Traumpaar. Das lässt fast die vielen tollen Lesestunden, die mir das Buch bescherte, vergessen.
Doch im Nachwort erfahre ich endlich, woran es krankt. Es waren meine Erwartungen. Denn es gibt eine Fortsetzung, die noch in Arbeit ist. Deshalb hört das Buch einfach auf. In diesem Nachwort hofft der Autor, dass es ein gelungener Cliffhanger ist, mit dem das Buch endet. Nein, das ist kein Cliffhanger.
Doch nach dem vielen Lesevergnügen, die das Buch vor diesem Ende bot, möchte ich zum Schluss noch mal das positive hochholen. Gregg Irol hat ein wahnsinniges Talent, wenn er beim nächsten Buch schafft, ein passendes Ende zu schreiben, ja dann kann er sich durchaus mit Eschbach vergleichen.

Klappentext:

Fassungslos starrt Martin Heller auf den Bildschirm des Bankautomaten. Sein Konto ist leer. Was er für einen ärgerlichen Irrtum hält, entwickelt sich schnell zu einer internationalen Krise. Denn er steht damit nicht allein. Weltweit wurden die Bankkonten auf Null gesetzt. Alle Guthaben sind weg. Die Schulden auch. Politiker und Finanzexperten arbeiten daran, die Lage in den Griff zu bekommen. Doch die Grundpfeiler des menschlichen Zusammenlebens bröckeln. Und ein skrupelloser Unternehmer, der mit Kryptowährungen ein Vermögen angehäuft hat, nutzt das aufkommende Chaos, um seine eigenen Pläne umzusetzen.

Dieses Buch wurde auch von ein.lesewesen besprochen. Hier geht´s zum Beitrag: Tabula Rasa – alles auf Null

Bibliografische Angaben

ISBN: 978-3-7546-4978-7
Self Publishing (Tolino media)
Erscheinungsdatum: 23.05.2022
Seiten: 432, Taschenbuch

Avatar-Foto
Über franzosenleser 76 Artikel
"Es gibt nur einen Weg, um Kritik zu vermeiden: Nichts tun, nichts sagen, nichts sein" Aristoteles