MAHTAB – Nassir Djafari

1967 – eine politisch aufgeladene Zeit in Deutschland und Frankfurt wird zu einer Hochburg der Studentenproteste, auch gegen den persischen Schah Reza Pahlevi, der in seinem Land ein Verschleierungsverbot anordnet. Der Minirock wird zum Symbol der sexuellen Befreiung und Emanzipation der Frau. Und inmitten dieser unruhigen Zeiten sucht Mahtab Hamidzadeh ihren Weg.
Sie kommt mit ihrem Mann Amin und 2 Kindern 10 Jahre zuvor aus dem Iran, ihr drittes Kind wird in Deutschland geboren. Sie ist eine zurückhaltende, stille und sympathische Frau, die sich für ihre Familie aufopfert und als Krankenschwester. Indes nutzt Amin jede Gelegenheit, die Vorzüge der freien Welt zu loben, seine Frau zu ermutigen, ihre Freiheiten als Frau zu nutzen, und lässt sie u.a. den Führerschein machen.
Soweit so gut, würde er doch nicht immer den Patriarchen in der Familie rauskehren, hätte er doch nicht die blonde Ursula als Buchhalterin eingestellt, mit der er immer mehr Zeit verbringt. Die sich noch dazu bei einem gemeinsamen Ausflug – in Mahtabs Augen – schamlos im Bikini präsentiert. Gleichzeitig findet Mahtab bei ihrer 18-jährigen Tochter Azadeh die Pille, nachdem sie sie auf einer dieser Demonstrationen gesehen hat. Mahtabs heile Welt droht zu zerbrechen, ihre traditionellen Werte scheint niemand mehr mit ihr zu teilen.

Nassir Djafari schreibt sehr einfühlsam mit einfachen Worten aus der Sicht einer Frau, die zwischen den Kulturen steht. Immer wieder streut er Rückblicke zu Mahtabs Mutter ein, für die bereits die Teilnahme am Sportunterricht für Mädchen ein No-Go war. Die Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend, sowie die Hilfe der jüdischen Patientin Rose lassen Mahtab, anfangs noch zögerlich, langsam ihren eigenen Weg finden.

Mahtab ist der zweite Roman von Nassir Djafari, der in den 50ern nach Deutschland kam und erst spät mit dem Schreiben begann. Mahtab ist mehr als nur eine leise, einfühlsame Familiengeschichte, es ist die Geschichte dreier Generationen, die mit den gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen zurechtkommen müssen, die vor ihren Familien nicht halt machen. Es ist ein Roman über unterschiedliche Werte und Moralvorstellungen und dem Umgang mit Freiheit. Vor allem aber ist es eine Geschichte der Emanzipation und eine Suche nach Identität, eingebunden in ein stimmiges Bild der späten 60er.

Klappentext

In Deutschland, dachte Mahtab, sei alles leichter. Doch die späten 1960er Jahre in Frankfurt sind politisch und gesellschaftlich turbulente Zeiten, in denen alte Gewissheiten ins Wanken geraten. Erst recht für Mahtab, die ein Jahrzehnt zuvor mit ihrem Mann und ihren drei Kindern aus Iran eingewandert ist. Mit ihrem Gehalt als Krankenschwester trägt sie wesentlich zum Unterhalt der Familie bei, auch die deutsche Sprache beherrscht sie immer besser. Lange Zeit stimmt alles in ihrem Leben. Doch nun drohen ihr die Dinge zu entgleiten: Ihre Tochter Azadeh demonstriert gegen den Vietnamkrieg, anstatt für das Abitur zu lernen, trägt Minirock und nimmt die Pille; ihr Mann Amin hat ganz offensichtlich ein Verhältnis mit seiner Buchhalterin und sie selbst muss die Avancen eines Verehrers abwehren. Mahtab befindet sich gleich mehrfach im Dilemma. Hin- und hergerissen zwischen ihren tradierten Moralvorstellungen und den Freiheiten ebenso wie den Untiefen des modernen westlichen Lebens muss sie sich behaupten und ihren eigenen Weg finden.

Bibliografische Angaben

ISBN: 978-3-96202-107-8
Verlag: Sujet Verlag
Erscheinungsjahr: 10.02.2022
338 Seiten, Taschenbuch

Über den Autor

Nassir Djafari, 1952 in Iran geboren, lebt seit seinem fünften Lebensjahr in Deutschland. Er studierte in Frankfurt Volkswirtschaftslehre und war in verschiedenen Funktionen in der deutschen und internationalen Entwicklungszusammenarbeit tätig. Djafari hat zahlreiche Fachartikel und Buchbeiträge über die wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen in Entwicklungs- und Schwellenländern verfasst. Eine Woche, ein Leben war sein erster Roman.

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Es kommt darauf an, einem Buch im richtigen Augenblick zu begegnen. Hans Derendinger

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