KRÄHENMÄDCHEN – Victoria-Bergman-Trilogie 1 – Erik Axl Sund

Bisher hat mich noch kein Buch psychisch so gefordert wie dieses. Aber es war jede Zeile wert.

In der Nähe einer Stockholmer U-Bahn wird die Leiche eines mumifizierten Jungen gefunden, wie sich herausstellt, vollgepumpt mit Medikamenten und schwerst misshandelt. Doch es wird nicht der einzige Tote bleiben. Kinder ohne Angehörige – Kinder, die keiner vermisst.

Wir erleben die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven und unterschiedlichen Zeiten. Jeanette Kihlberg, deren Ehe nur noch ein leeres Konstrukt ist. Sofia, eine Psychotherapeutin, die Schreckliches in Sierra Leone erlebt hat. Und Victoria, die als Kind von ihrem Vater missbraucht wurde. Die drei sind der zentrale Mittelpunkt der Geschichte.
Die Rückblicke in die Vergangenheit ließen mich mehrmals schaudern, denn es geht um Unrecht, das man Kindern angetan hat. Ein Unrecht, dass man sich nicht vorstellen will. Pädophilie, Migrantenkinder, Kindersoldaten in Sierra Leone
Allein die Vorstellung, dass es tausende Kinder auf der Welt gibt, die diese Schicksale täglich durchmachen, zwang mich, das Buch ab und zu aus der Hand zu legen.
Die Charaktere sind sehr tief angelegt, was sie mir von Anfang an nahebrachte. Es ist nicht der Kriminalfall, der einen fesselt – der tritt eigentlich mehr auf der Stelle – sondern die schrecklichen, detaillierten Ereignisse, die einen komplett in den Bann ziehen, und somit die Spannung dramatisch vorantreiben. Natürlich fehlt nicht die schwedische Melancholie.
Es kommt mit nur wenigen Wendungen aus, da man Kapitel für Kapitel tiefer in den Abgrund kranker Seelen gerissen wird.
Doch alles hatte seinen Sinn, wurde glaubwürdig zu einem Ganzen zusammengefügt. Auch das offene Ende war nachvollziehbar, denn diese Geschichte ist noch lange nicht auserzählt.
Letztendlich ist es ein Buch, das mich sehr nachdenklich zurückgelassen hat. Über Opfer und Täter. Über Täter und Opfer. Über Folgen und Konsequenzen. Wie kann sein, was nicht sein darf?

Wer den Mut hat, es zu lesen, sollte es tun.

Klappentext

Wie viel Schreckliches kann ein Mensch verkraften, eher er selbst zum Monster wird?

Stockholm. Ein Junge wird tot in einem Park gefunden. Sein Körper zeigt Zeichen schwersten Missbrauchs. Und es bleibt nicht bei der einen Leiche … Auf der Suche nach dem Täter bittet Kommissarin Jeanette Kihlberg die Psychologin Sofia Zetterlund um Hilfe, bei der eines der Opfer in Therapie war. Ihr Spezialgebiet sind Menschen mit multiplen Persönlichkeiten. Eine andere Patientin Sofias ist Victoria Bergman, die unter einem schweren Trauma leidet. Sofia lässt der Gedanke nicht los, bei ihr irgendetwas übersehen zu haben. Schließlich müssen sich Jeanette und Sofia fragen: Wie viel Leid kann ein Mensch verkraften, eher er selbst zum Monster wird?


„Krähenmädchen“ (Band 1 der Victoria-Bergman-Trilogie) ist im Juli 2014 erschienen.
„Narbenkind“ (Band 2 der Victoria-Bergman-Trilogie) ist im September 2014 erschienen.
„Schattenschrei“ (Band 3 der Victoria-Bergman-Trilogie) ist im November 2014 erschienen.

Über die Autoren

Erik Axl Sund ist das Pseudonym des schwedischen Autorenduos Jerker Eriksson und Håkan Axlander Sundquist. Håkan ist Tontechniker, Musiker und Künstler. Jerker ist der Producer von Håkans Elektropunkband „iloveyoubaby!“ und arbeitet zurzeit als Bibliothekar in einem Gefängnis. Zusammen haben sie die Victoria-Bergman-Trilogie geschrieben, für die sie 2012 mit dem Special Award der Schwedischen Krimiakademie ausgezeichnet wurden und die auch in Deutschland ein großer Erfolg ist

Bibliografische Angaben

ISBN: 978-3-442-48117-0
Verlag: Goldmann Verlag
Erscheinungsjahr: 2014
Übersetzung: Wibke Kuhn
Seiten: 460, Paperback

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Es kommt darauf an, einem Buch im richtigen Augenblick zu begegnen. Hans Derendinger

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