ZIMMER 19 – Tom-Babylon-Serie 2 – Marc Raabe

Im 2. Teil der Reihe um den Ermittler Tom Babylon und die Psychologin Sita Johann geht es um einen Mord vor laufender Kamera. Bei der Eröffnung der Berlinale wird die Tochter des Bürgermeisters Otto Keller brutal ermordet. Die Ermittlungen gestalten sich von Anfang an schwierig, da es sich bei den Zeugen und Beteiligten ausnahmslos um Prominenz handelt. In einem kleinen Mädchen, das auf der Veranstaltung war, glaubt Tom seine verschwundene Schwester Viola zu erkennen. Kurz darauf geschieht ein zweiter Mord.

Ein mehr als solider Thriller – aber kein Highlight.
Wie schon der 1. Teil wird auch hier in zwei Zeitebenen erzählt. Diesmal ist es Sitas Jugend, die alles andere als leicht war. Als Kind eines Kubaners wächst sie in der DDR auf und wird Opfer von rassistischen Anfeindungen.

Wieder reichen die heutigen Verbrechen bis weit in die DDR-Zeit hinein.

Viola kommt in diesem Teil wesentlich kürzer, was mich jetzt nicht gestört hat. Sie ist durchweg präsent, wenn sich Tom mit seiner fiktiven Schwester unterhält.
Ordentliches Tempo vorgelegt, Spannungsbogen ist permanent hoch. Keine Längen.

Aber dann:
Leider war mir der Ausgang der Geschichte schon nach knapp 200 Seiten klar. Raabe hat zwar noch das eine oder andere Versteckspiel eingebaut, aber gut, das tut der sehr guten Geschichte keinen Abbruch

Aber wenn ich etwas auf den Tod nicht ausstehen kann, dann, wenn mir weisgemacht wird, dass Täter bei vorgehaltener Waffe einmal komplett ihre ganze Geschichte erzählen. Was müssen Ermittler für einen easy Job haben, denke ich mir dann immer. Oder sind es die Täter, die zwar skrupellos sind und auch vor einem Mord nicht zurückschrecken, aber am Ende einknicken, als würden sie ihren in Aussicht gestellten Lutscher nicht bekommen.

Leider begegnet mir das Phänomen in letzter Zeit öfter. Haben die Autoren keinen Bock mehr, sich eine raffinierte, glaubwürdige Lösung zurechtzubasteln?

Das letzte Kapitel mit einem überraschenden Cliffhanger hat mich dann wenigsten versöhnlich zurückgelassen.

Über den Autor

Marc Raabe wurde 1968 in Köln geboren. Mit 15 Jahren entdeckte er seine Leidenschaft fürs Geschichtenerzählen und begann mit einem Freund Filme zu drehen. Drei Jahre später entstand daraus eine Produktionsfirma für Industriefilme, Musikvideos und Fernsehen.

Zusätzlich studierte er Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften sowie Germanistik, beendete jedoch das Studium vorzeitig, um sich ganz seiner Firma zu widmen. Heute ist er Gesellschafter und Geschäftsführer einer Fernsehproduktion und lebt mit seiner Familie in Köln.

Sein Thriller-Debüt »Schnitt« erschien 2012 im Ullstein Verlag und stand mehrere Wochen auf der Spiegel Online Bestsellerliste, ebenso wie sein zweiter Thriller »Der Schock«. Seine Bücher erscheinen inzwischen in zehn Sprachen, unter anderem in England, dem Mutterland des Spannungsromans. »Schnitt« wurde beim Krimi-Blitz, dem Publikumspreis von krimi-couch.de, zum drittbesten deutschen Krimi 2012 gewählt.

Bibliografische Angaben

ISBN: 978-3-548
Verlag: Ullstein Verlag
Erscheinungsjahr: 2019
Seiten: 523, Taschenbuch

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Es kommt darauf an, einem Buch im richtigen Augenblick zu begegnen. Hans Derendinger