NSA – Andreas Eschbach

NSA von Andreas Eschbach, erschienen bei Lübbe (2018, Taschenbuch 2020)

Dieses Buch, dieser Titel haben mich sofort interessiert. Es war 2018, als die NSA-Affäre noch in unseren Köpfen war. Gut der Klappentext (ihr findet ihn in den Kommentaren) versprach eine ganz andere Story, denn NSA ist hier die Abkürzung von »Nationales Sicherheitsamt« im Dritten Reich. Also ein Buch, dass sich mit der deutschen Nazivergangenheit beschäftigt? Ja und Nein.

1942 in Deutschland. Eine ganz andere Welt, als wir sie aus den Geschichtsbüchern kennen. Computer, im Buch ganz deutsch mit K geschrieben, sind allerorten zu finden, ermöglichen eine vollumfängliche Überwachung. Die Technologie wird immer kriegsentscheidender und auch für eine effiziente Verfolgung der Juden eingesetzt.

Und spätestens jetzt wird deutlich, dass dies ein Roman ist, bei dem es zwar vordergründig um Nazideutschland geht, der allerdings auch hochaktuell ist. Das entworfene Szenarium ist in doppelter Hinsicht bedrückend. Eschbach hat gut recherchiert und schafft es, ein beklemmendes Bild des Lebens zu zeichnen, das geprägt ist von Verfolgung und Überwachung. Er lässt auch keinen Zweifel daran, dass heutige Überwachungstechnologien der NSA so etwas ermöglichen. Edward Snowden und seine Enthüllungen lassen grüßen.
Wer Eschbach bisher als Autor reiner Unterhaltungsliteratur gesehen hat, der sollte seine Meinung überdenken. Dieses Buch hat einen Platz neben 1984 von George Orwell verdient und beide Bücher sollten zur Pflichtlektüre kritischer Menschen gehören. Eschbach beweist, dass er nicht auf ein Genre festgelegt ist, dass er sehr vielschichtig ist.
Ihm gelingt es, das Szenario absolut glaubwürdig zu beschreiben, seine Charaktere sind tiefgründig und lebendig. Seine Erzählweise zog mich schnell tief in die Geschichte und trieben mich durch das Geschehen, ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Es ist packende Unterhaltung und macht nachdenklich:
Was für Risiken sind wir durch die aktuelle Überwachung ausgesetzt? Was bedeutet das für unsere Freiheit? Was muss und was darf man nicht widerstandslos hinnehmen?

Klappentext

Weimar 1942: Die Programmiererin Helene arbeitet im NSA, dem Nationalen-Sicherheits-Amt, und entwickelt dort Komputer-Programme, mit deren Hilfe alle Bürger überwacht werden. Erst als die Liebe ihres Lebens Fahnenflucht begeht und untertauchen muss, widersetzt Helene sich. Dabei muss sie nicht nur gegen das Regime kämpfen, sondern auch gegen ihren Vorgesetzten Lettke, der die perfekte Überwachungstechnik des Staates für ganz eigene Zwecke benutzt und dabei zunehmend jede Grenze überschreitet …

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"Es gibt nur einen Weg, um Kritik zu vermeiden: Nichts tun, nichts sagen, nichts sein" Aristoteles

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