VIOLAS VERSTECK – Tom-Babylon-Serie 4 – Marc Raabe

Raabe hat sich für den Abschluss der Tom-Babylon-Reihe noch mal so richtig ins Zeug gelegt. Chapeau! Oder war es doch noch nicht das Ende?

Tom wacht in einem Krankenhaus in London auf und hat keine Ahnung, wie er hierher kam. Dr. Harris, eine junge Ärztin, versucht telefonisch seine Familie und seinen Chef zu erreichen. Mit dem Ergebnis: Tom hat seinen Job als Polizist hingeschmissen, sein Vater ist bei einem Überfall in der U-Bahn ums Leben gekommen, Anna ist mit dem gemeinsamen Sohn Phil nicht zu erreichen und sein Haus wird gerade verkauft. Und Tom? Er wurde vor drei Tagen nackt und bewusstlos in einer Mülltonne gefunden.
Während Toms sich auf eigene Faust weiter auf die Suche nach seiner Schwester Viola macht, ist Sita Johanns unterwegs nach Traunstein ins Hochsicherheitsgefängnis, in dem Walter Bruckmann einsitzt – auch auf eigene Faust. Dort will sie ihn mit einigen Fragen konfrontieren. Denn Tom war klar, dass Bruckmann – wie auch immer – etwas mit dem Überfall zu tun hat. Nur Stunden später findet sich Sita fixiert in einer Zelle wieder. Und Bruckmann wird ihre einzige Möglichkeit sein, hier wieder rauszukommen.

Dieser Teil knüpft direkt an seinen Vorgänger an, in dem Tom ein Bild von Viola als erwachsene Frau findet. Es ist daher notwendig, alle drei anderen Teile vorher zu lesen. Raabe wirbelt nochmals alles gehörig durcheinander, nur um es dann präzise und lückenlos zu einem glaubhaften Ende zu führen. Immer wieder holt er alte, uns bekannte Szenen hoch, wodurch wir quasi die gesamte Reihe Revue passieren lassen können. Und trotzdem hält er die Spannung auf einem maximalen Level. Geschickte Zeit- und Ortswechsel tun ihr Übriges.

Gut durchdacht, mit anhaltend hohem Tempo hat er ein grandioses, stimmiges Finale hingelegt. Und keine Angst vor den 620 Seiten, die hatte ich in zwei Tagen durch, ging gar nicht anders. Ach ich sag jetzt einfach nichts mehr dazu, Raabe ist für mich – ja ich wiederhole mich gern – der beste deutsche Thrillerautor, den wir haben. Viel psychologischer Tiefgang, rasante und bildliche Sprache, lückenlose, komplexe Konstruktion und Charaktere mit Ecken und Kanten (auch die Nebenfiguren), wie sie sein sollten. Raabe beherrscht einfach alles – außer 0-8-15.

Ach ja, ich werde Tom Babylon echt vermissen, aber wer weiß, vielleicht hören wir irgendwann noch mal von ihm?!

Klappentext

Es ist besser, du findest mich nie

LKA-Ermittler Tom Babylon ist wie elektrisiert. Seit vielen Jahren sucht er nach seiner kleinen Schwester Vi. Und plötzlich gibt es einen Hinweis: Ein Foto von Viola als erwachsene Frau, das er im Keller seines Elternhauses findet.

Wenig später kommt Toms Vater bei einem mysteriösen Überfall in der Berliner U-Bahn ums Leben. Tom fürchtet, auch der Täter ist auf der Suche nach Viola. Und er hat einen Verdacht, wer es sein könnte: sein früherer Mentor Dr. Walter Bruckmann, der geschworen hat, ihm das Leben zur Hölle zu machen.

Doch wie kann ein Mann, der seit seiner Verurteilung in einer psychiatrischen Anstalt in den Alpen einsitzt, in Berlin einen Mord verüben?

Bibliografische Angaben

ISBN: 978-3-86493-152-9
Verlag: Ullstein Verlag
Erscheinungsjahr: 2022
Seiten: 620, Paperback

Über den Autor

Marc Raabe wurde 1968 in Köln geboren. Mit 15 Jahren entdeckte er seine Leidenschaft fürs Geschichtenerzählen und begann mit einem Freund Filme zu drehen. Drei Jahre später entstand daraus eine Produktionsfirma für Industriefilme, Musikvideos und Fernsehen.

Zusätzlich studierte er Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften sowie Germanistik, beendete jedoch das Studium vorzeitig, um sich ganz seiner Firma zu widmen. Heute ist er Gesellschafter und Geschäftsführer einer Fernsehproduktion und lebt mit seiner Familie in Köln.

Sein Thriller-Debüt »Schnitt« erschien 2012 im Ullstein Verlag und stand mehrere Wochen auf der Spiegel Online Bestsellerliste, ebenso wie sein zweiter Thriller »Der Schock«. Seine Bücher erscheinen inzwischen in zehn Sprachen, unter anderem in England, dem Mutterland des Spannungsromans. »Schnitt« wurde beim Krimi-Blitz, dem Publikumspreis von krimi-couch.de, zum drittbesten deutschen Krimi 2012 gewählt.

Sein Handwerkszeug sind filmisches Erzählen, Schnitttechniken, Cliffhanger und Psychologie. Das Ergebnis: ein rasantes Kopfkino mit Tiefe. So wie seine Ermittlerfiguren bricht auch Marc Raabe hin und wieder Regeln.

Tom-Babylon-Serie

Schlüssel 17 2018
Zimmer 19 2019
Die Hornisse 2020

Art-Mayer-Serie

Der Morgen 2023
Die Dämmerung 2024, Frühjahr
Die Nacht 2025, Frühjahr

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Es kommt darauf an, einem Buch im richtigen Augenblick zu begegnen. Hans Derendinger

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