Playback von Raymond Chandler

Werbung. Herzlichen Dank an den Diogenes Verlag für das Rezensionsexemplar.

Heute widme ich mich dem Werk »Playback« von Raymond Chandler, dem letzten Kapitel in der Saga um den Privatdetektiv Philip Marlowe. Raymond Chandler, der Titan des Noir-Krimis, hat mit Marlowe eine unsterbliche Figur geschaffen, die das Genre nachhaltig geprägt hat. Und »Playback« ist das Buch, das den Abschied von diesem legendären Detektiv markiert und zugleich Chandlers letzter Roman.

Anders als in seinen vorherigen Werken, findet sich Marlowe diesmal nicht in den Straßen von Los Angeles wieder, sondern in einer fiktiven, idyllischen amerikanischen Kleinstadt. Ein Rechtsanwalt erteilt ihm den Auftrag, eine rätselhafte Frau zu beschatten. Schon bald wird Marlowe klar, dass mehr hinter dieser Geschichte steckt, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Die Handlung entwickelt sich zu einem Netz aus Habgier, Missgunst und gefährlichen Gestalten, die hinter den Kulissen ihren dunklen Machenschaften nachgehen. Doch auch die mysteriöse junge Frau, die sich zunächst als Eleanor King ausgibt, scheint zahlreiche Geheimnisse zu haben.
Nun könnte man meinen, es handele sich um einen klassischen Marlowe von Chandler, oder? Doch weit gefehlt. Wenn Helden gehen, dann ist das oft traurig und schmerzhaft. Doch in »Playback« macht uns Chandler den Abschied von seinem Protagonisten überraschend leicht. Marlowe scheint den Elan verloren zu haben, hat seine raue Schale abgelegt und er wirkt alt und müde. Das Feuer, das ihn in früheren Fällen antrieb, scheint erloschen zu sein. Ist dies vielleicht eine Metapher für Chandlers eigenes Leben? Im Jahr 1958 war seines Lebens längst überdrüssig und dem Alkohol verfallen, weswegen er immer wieder ins Krankenhaus eingewiesen wurde. Nur ein Jahr später starb er.

Die Story in »Playback« ist weniger ausgefeilt als in den sechs vorherigen Bänden. Leichen sind rar gesät, Marlowe ist abgestumpft und gönnt sich nur selten einen harten Drink. Die unverwechselbaren, gewitzten Dialoge, die wir von Chandler gewohnt sind, sind in diesem Buch weniger zu finden. Insgesamt scheint sich Chandler von dem Stereotyp des hartgesottenen Detektivs mit dem großen Herz zu entfernen, und leider verliert die Figur dadurch an Tiefe.
»Playback« mag nicht an die Brillanz der vorherigen Marlowe-Romane herankommen, ist aber immer noch ein solider Krimi-Noir. Chandlers Fähigkeit, die dunkle Seite der amerikanischen Gesellschaft seiner Zeit darzustellen, ist nach wie vor beeindruckend. Seine Sprache ist scharf und prägnant, und obwohl Marlowe in diesem Buch nicht in Bestform ist, bleibt er eine faszinierende Figur.

Abschließend möchte ich sagen, dass »Playback« zwar nicht unbedingt Raymond Chandlers Meisterwerk ist, doch es ist ein Stück Literaturgeschichte, das es wert ist, gelesen zu werden. Der Abschied von Marlowe in »Playback« ist traurig, aber nicht schmerzhaft. Chandler scheint seine Protagonisten bereits losgelassen zu haben und verabschiedet sich von seiner eigenen Schöpfung. Die Leidenschaft und der Elan, die wir in früheren Werken gefunden haben, mögen in »Playback« fehlen, aber sie hinterlassen dennoch eine bleibende Erinnerung an einen der größten Krimiautoren aller Zeiten.

Klappentext

Aus dem amerikanischen Englisch von Ulrich Blumenbach. Mit einem Nachwort von Paul Ingendaay

Eigentlich sollte Marlowe nur eine junge Frau im Bahnhof von Los Angeles ausfindig machen: »Es war kein Kunststück. Der ›Super Chief‹ war pünktlich, wie fast immer, und meine Zielperson stach heraus wie ein Känguru im Smoking.« Doch kaum beschattet er die Dame, jagt eins das andere: falscher Name, Erpressung, Verfolger, Gangster. Ja, die attraktive Rothaarige wird wie in einem Playback so fatal von ihrer Vergangenheit eingeholt, dass Marlowe schwach wird und ihr beizustehen beginnt … In der brillanten Neuübersetzung von Ulrich Blumenbach.

Bibliografische Angaben

ISBN: 978-3-257-07247-1
Verlag: Diogenes Verlag
Erscheinungsdatum: 23.08.2023
Seiten: 240, Hardcover

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Über franzosenleser 80 Artikel
"Es gibt nur einen Weg, um Kritik zu vermeiden: Nichts tun, nichts sagen, nichts sein" Aristoteles

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